U R K U N D E
zur Verleihung des
Göttinger ELCH 2002
an die Satirikerin, Zeichnerin und Graphikerin
Marie Marcks
- Heidelberg -
Es gibt sehr wenige Künstlerinnen und Künstler satirischer
Provenienz, deren spezifische Handschrift sich generationsübergreifend
in den Köpfen und Herzen zahlloser Betrachter wahrlich festgesetzt
hat...
Marie Marcks ist hierbei die Vortrefflichste !
Dies nicht nur aufgrund ihres exceptionellen, sofort zuordnenbaren
Zeichenstils und ihrer grandiosen Fähigkeit, selbst komplizierteste
gesellschaftliche Zusammenhänge und Abläufe in vielsagenden
wiewohl jederzeit nachvollziehbaren Szenarien zu verdichten - bei Marie
Marcks verbinden sich kühl analysierende Distanz, blitzgescheite
Sensibilität und nie erlahmender Kampfesmut mit HERZ pur...
Die Chronistin eines halben Jahrhunderts, die Feministin der ersten
Stunde, die Moralistin voller selbstironischer Leichtigkeit hat die
politischen und "privaten" Bewegungen der letzten Jahrzehnte mit ihrer
Kunst nicht nur begleitet, sondern auch vorangetrieben; ihr Werk ist
weg-weisend, und wird es lange bleiben.
Der ELCH 2002 geht an eine Künstlerin, die die Bezeichnung
"große alte Dame der deutschen Satire" zwar verdient hat, die sie
jedoch (zu Recht !) gar nicht so gern hört.
Ihre Arbeiten und ihre Persönlichkeit machen sie aber in jedem Falle,
in einem besonderen Sinne, und sowohl im weiblichen wie im männlichen
Sprachgebrauch zur :
"Frau an unserer Seite...".
Göttingen, 1. Januar 2002
Für die Jury :
Jürgen Danielowski
Oberbürgermeister der Stadt Göttingen
Die Jury 2002 :
Kulturamt Göttingen - Hilmar Beck
Ausstellungsbüro Göttingen - WP Fahrenberg
Arkana Verlag Göttingen - Tete Böttger
Historisches Museum Frankfurt - Achim Frenz
Caricatura Galerie Kassel - Martin Sonntag
ELCH-Preisträger 2001 - Harry Rowohlt