Oheim Lichtenberg
Die ELCH-Macher fühlen sich geehrt und sind stolz. Denn die
hochangesehene Lichtenberg-Gesellschaft als Vertreterin eben des
Meisters, auf dessen Werk und Leben wir nicht müde werden uns
untertänig zu berufen, akzeptiert und unterstützt den
GÖTTINGER ELCH !
Der Göttinger Experimentalphysiker Georg Christoph Lichtenberg, uns
heute mehr bekannt als Literat und Philosoph, als Aufklärer und
genialer Aphoristiker, wird vom GÖTTINGER ELCH zurecht auch als
Urahn und Oheim der deutschen Satire apostrophiert.
Satire hat mit Aufklärung zu tun, Satire dient der Aufklärung,
denn sie will ja durch Spott, Ironie oder Übertreibung bestimmte
Personen, Anschauungen, Ereignisse oder Zustände kritisieren
oder verächtlich machen. Satire folgt den gleichen Prinzipien
der Aufklärung, denn sie will - und sie soll - unterhalten
und nützlich sein. Satire enthält also eine zumeist
ernste Botschaft, aber die bittere Medizin wird süß
verpackt :
Satire ist der Humor, bei dem man trotzdem lacht.
Lichtenberg gab sich wenig zuversichtlich, was die
Wirkungsmöglichkeiten der Satire betraf, denn er notierte : Dass man
seine Gegner mit gedruckten Gründen überzeugen kann, habe ich schon
seit dem Jahr 1764 nicht mehr geglaubt. Ich habe auch deswegen die Feder gar
nicht angesetzt, sondern bloß um sie zu ärgern, und denen
von unserer Seite Mut und Stärke zu geben und den andern zu
erkennen zu geben, dass sie uns nicht überzeugt haben.
Tatsächlich aber erreichten Lichtenbergs Satiren und
Streitschriften die Öffentlichkeit und führten zu heftigen
Disputen unter den Gelehrten, so mit seinem "Timorus" (gegen die
religiösen Eiferer) und mit seinem "Fragment von Schwänzen"
(gegen die physiognomischen Schwärmereien und Irrlehren
Lavaters).
Satire hat also ein Ziel, sie ist "Humor mit Absicht" und dabei immer
ein "Wagnis der Aufklärung". Mehr oder weniger als dieses
"Wagnis der Aufklärung" hatte auch Lichtenberg mit seinen
Satiren nicht im Sinn. Das wissenschaftliche und literarische Erbe,
das Georg Christoph Lichtenberg uns hinterlassen hat, wird nicht
allein durch akademische Arbeiten vergegenwärtigt, sondern
genauso auch in der künstlerischen Manier der Satire. Deshalb
grüßt und begrüßt die Lichtenberg-Gesellschaft
in diesem und den weiteren Jahren die alten und die neuen ELCHE mit
einem aufklärenden Präsent ( dem Jubiläumsband "Wagnis
der Aufklärung") und trägt ihnen eine
"ELCH-Mitgliedschaft" an !
Lichtenberg hatte vor über zweihundert Jahren in seinen SUDELBÜCHERN
notiert :
Die Narren, die recht zur Satyre taugen, sind sehr selten. -
Heute notieren wir hier :
Satiriker, die recht zum GÖTTINGER ELCH taugen, sind sehr
selten.
Klaus Hübner
Lichtenberg-Gesellschaft
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