U R K U N D E
zur Verleihung des
Göttinger ELCH 2017
an den Zeichner, Maler, Fotografen und Objektemacher
Gerhard Glück
- Kassel -
Wenn es denn einen Satiriker gibt, der in den letzten Jahrzehnten den Spagat zwischen feinstsinniger Klassikeradaption und hochgescheitem Kalauer formvollendet gemeistert hat, ist das Gerhard Glück.
Kaum einer hat sich so erfolgreich als Verteidiger des Guten, Schönen, Wahren positioniert, und dabei so viel scheinbar Schlechtes, Hässliches und Verlogenes zu Tage gebracht. Der Mann ist dabei immer ein "Aufklärer" im wahrsten Sinne des Wortes gewesen, ein Nachfahre Lichtenbergs also, ausgestattet mit dem intellektuellen und handwerklichen Rüstzeug eines hart arbeitenden Zeichner-Philosophen und dem analytischen Blick eines Gesellschaft-Psychiaters. Dank ihm mussten weite Teile der klassischen Kunst neu gemalt werden (natürlich von ihm selbst), Kinder etwa sieht man heute deutlich kritischer als in früheren Zeiten, und das Seelenleben von zum Beispiel Haustieren und Hausmeistern wird "nach Glück" ebenfalls generell anders bewertet.
In den detailreichen Idyllen des Meisters tuen sich unverhofft tiefe Abgründe auf, ganz wie im wirklichen Leben. Der geneigte Betrachter vermag innerst kürzester Zeit nicht mehr zu unterscheiden, ob er noch in den Abgrund starrt oder sich bereits wieder in einer Idylle suhlt. Da in Glücks Satiren mit feiner Klinge gefochten und in ihnen eher selten schweres Geschütz aufgefahren wird, gelingt es dem Künstler in unerreichter Weise, den Betrachter um den Finger zu wickeln und ihn dabei vergessen zu lassen, dass er selbst das Thema der Satire ist. Wohlig eingelullt goutiert man so auch die Bildunterschriften, jene Ein- bis höchstens Drei-Zeiler, die bei Glück stets nach lyrischen Lachsbrötchen schmecken.
Gerhard Glück ist einer der ganz Großen der Komischen Kunst - ein Spiegelmacher höchst eigenwilligen und einzigartigen Zuschnitts, ein bildnerischer Verführer sondergleichen, ein heimlicher Lehrmeister und ein großartiger Schalk --- der langen Reihe der Vor-Preisträger überaus angemessen und ebenbürtig... Ridentem dicere verum!
Ein ELCH für den GLÜCK, ein GLÜCK für den ELCH!
Göttingen, 15. Januar 2017
Rolf Georg Köhler, Oberbürgermeister der Stadt Göttingen
Die Jury des Göttinger ELCH 2017:
Antje Kunstmann, Verlegerin, München
Hilmar Beck, Fachbereich Kultur der Stadt Göttingen
WP Fahrenberg, Göttinger Verlag der Kunst
Achim Frenz, Museum für Komische Kunst, Frankfurt am Main
Dr. Peter Köhler, Journalist, Göttingen
Christoph Oppermann, Göttinger Tageblatt
Martin Sonntag, CARICATURA Kassel
Hans Zippert, Publizist, Oberursel.