U R K U N D E
zur Verleihung des
Göttinger ELCH 2022
an den
Schriftsteller, Zeichner und Musiker, den Collagisten und
Skulpteur, den Multikünstler
Eugen Egner
- Wuppertal -
Wenn heute einer mit Recht sagen kann: "Die Welt ist nicht genug", dann
ist es nicht der Agent ihrer Majestät der Königin. Es ist Eugen
Egner, der Erfinder zuvor nie erblickter, der Schöpfer zuvor nie
erdachter anderer Welten, der Großmeister der phantasievollen Groteske
und der grotesken Phantastik Eugen Egner.
In seinem Werk kommt zu Wort und rückt ins Bild, was in
dreihunderttausend Jahren noch kein Mensch je zu sehen und zu lesen
bekam. Das Mängelwesen Mensch - dank Eugen Egner darf es wenigstens in
der Kunst erfahren, was ihm die trockene, dürftige und oft lästige
und schikanöse Realität verwehrt.
Was Eugen Egner dem Publikum zeigt, ist ein verrücktlustiges
Wunderland, in dem ein Mann 341,2 heißen kann, eine Frau als Ethnologin
für Potenzielle Musik arbeitet und Grenzbeamte mit angeborenen
Zigaretten in den Mundwinkeln Dienst tun. In Egners absurdkomischem Kosmos
darf eine Landschaft auch mal verschmitzt sein, und Mutanten schaffen es, mit
Weißbrot Polaroidfotos zu schießen. Dass in Egners
anarchischalberner Kunstwelt dann auch Schnögel und Schnirren existieren
und man sich mit Worten wie Fanse, fratt und Schnölb verständigt,
ist zu guter Letzt eines: ganz normal. Und eben auch: witzig.
Eugen Egners traumhaft skurrile Schreib- und Zeichenkunst ist ein Spiel
ohne Grenzen, dem die Wirklichkeit zum Spielzeug wird. Getrieben von der Lust
am Unfug und dem Wunsch, die schnöde Realität hinter sich zu
lassen, befreit Egner sich und sein Publikum spielerisch vom Druck der
Konventionen und streift die Fesseln ab, die dem Denken, Sehen und Machen
alltäglich angelegt sind.
In ein Reich der Freiheit vorzustoßen - wenigstens in der Kunst ist
das heute schon möglich, in der abgründig heiteren Kunst Eugen
Egners, die noch den Schrecken des Anderen, Fremden, Unbekannten im harmlosen
Scherz auflöst.
In Egners Vorstellungswelt gibt es Katzen mit Blumenmuster,
fleischfressende Fetischziegen und vieles mehr. Jetzt kommt ein neues Tier
hinzu, und diesmal ist er es selbst: Denn Eugen Egner ist ab sofort ein Elch,
ein ganz besonderer Elch, ein Göttinger ELCH!
Göttingen, 9. April 2022
Petra Broistedt, Oberbürgermeisterin der Stadt Göttingen
Die Jury des Göttinger ELCH 2019:
Maren Kroymann, ELCH-Preisträgerin 2021
Antje Kunstmann, Verlegerin, München
Hilmar Beck, Fachbereich Kultur der Stadt Göttingen
Achim Frenz, Museum für Komische Kunst, Frankfurt am Main
Dr. Peter Köhler, Journalist, Göttingen
Christoph Oppermann, Göttinger Tageblatt
Martin Sonntag, CARICATURA Kassel
Hans Zippert, Publizist, Oberursel.